Als Flüchtlingshelfer engagiere ich mich, weil ich tatsächlich schutzbedürftigen Menschen in Deutschland bei der Ankunft und #Integration helfen möchte. Doch mittlerweile demotiviert mich diese ehrenamtliche Arbeit immer öfter. Ein Beispiel aus den letzten Tagen macht das deutlich: Ein Mann aus der Ukraine berichtete mir offenherzig und ungeniert – wie viele in Deutschland Ankommende es mittlerweile tun – über seine Geschichte. Bemerkenswert war dabei die Aussage in gebrochenem Englisch, frei übersetzt: „Eigentlich haben wir dort, wo ich in unserem Land lebe, nie etwas von Krieg mitbekommen. Aber wenn sich natürlich Deutschland schon anbietet, dann nimmt man das eben mit. Und geprüft wurden wir ja auch nicht. Das Geld kann die Familie zuhause letztlich gut gebrauchen“.

Solch ein Beispiel belegt mir: Unsere Regellosigkeit führt das humanitäre Recht ad absurdum. Wir werden zur Zahlnation für alle mehr oder weniger wirtschaftlich Schwachen in der Welt – und haben letztlich die Kontrolle über das System verloren. Schlichtweg sind wir in einem Zustand des gesetzlichen Vakuums angekommen. Die eigentlich in der Verfassung und in internationalen Konventionen vorgeschriebenen Fluchtgründe für die Anerkennung von einem Status oder die Gewährung von Leistungen zählen praktisch nicht mehr, weil wir es im Alltag gar nicht mehr schaffen, entsprechend abzuklopfen, ob jemand einen Anspruch hat. Die Sogwirkungen unserer gutmenschlichen Politik der offenen Arme ist immens. Und die noch immer atmenden Grenzen sind es auch. Unter ihnen müssen besonders diejenigen leiden, die sich nicht mit Ellenbogen und Geschrei nach vorne ringen und um ein besseres Leben kämpfen. Es sind die Verfolgten, für die ich eigentlich meine Zeit und Kraft aufwenden wollte. Wenn man aber das Gefühl hat, zum lächerlichen Bettvorleger für die zu werden, die unsere Sanftmütigkeit und unser Versagen missbrauchen, bekommt man erhebliche Zweifel, was die aktuelle und die vergangenen Regierungen aus unseren Grundrechten gemacht haben. Da ich in meinem freiwilligen Tun selbstbestimmt bin, werde ich zumindest für mich selbst künftig entscheiden, wen ich unterstütze. Ohne Bleibeperspektive und plausiblen Asylgrund berate und begleite ich niemanden mehr.
