Meine unqualifizierte Kritik. (rolf enskat)
Als vollkommen unmusikalischer Mensch, dem lediglich die Grundelemente wie Takt, Melodie und Text geläufig sind, nehme ich mir dennnoch die Freiheit, deren Wirkung auf mich zu bewerten.
Es ist wohl außer Zweifel, daß Musik in der Lage ist, Gefühle zu erzeugen oder zu verstärken. Musik und Lieder sind geeignet, eine Stimmung zu verstärken, vom bedrohlichen Marsch, lieblichen Kuschelrock, hinüber zur Trauer und Abgesang des Todes. Und dann die unbedeutende Aufzugmucke und die der Warteschleife.
Da ich gerne mit Gedanken spiele, um meine Umwelt in Schubladen zu stecken, stellte sich mir die Frage, nachdem ich Anjas neuste Komposition („Du machst es möglich…“) hörte, ob es auch in der Musik ein
Oxymoron (Zusammenstellung zweier sich widersprechender Begriffe in einem Kompositum oder in einer rhetorischen Figur) gibt.
Einfacher formuliert: Sind Melodie und Text zwei Komponenten, die sich gegenseitig unterstützen und ergänzen, oder widersprechen sie sich?
Hierzu habe ich eine Episode meiner Tochter mit folgendem Lied.
Text: Wir lagen träumend im Gras, die Köpfe voll verrückter Ideen. Er sagte nur zum Spaß, komm lass uns auf die Reise gehen…“ (Juliane Werding / Der Tag als Johnny Kramer starb).
Jahrelang lachte, schunkelte und sang sie den Refrain lustig mit. Ich dachte immer es sei ihre Art von Ironie und Sarkasmus. So war es nicht. Sie hatte nie auf den Text nach der ersten Strophe geachtet. Als ich sie darauf ansprach, war sie peinlich berührt, die Tragik des Liedes nicht erkannt zu haben.
„Du machst es möglich…“ hat eine warme, kuschelige Melodie, friedlich scheinen die Strahlen in das Gemüt, um es zu erwärmen. Doch der Text ist bissig und unbarmherzig. Die Wahrheit ist hier mal anders verpackt, Ironie und Spott.
Eine Taktik, den Gegner mit Fröhlichkeit zu verwirren.
Es ist wie das Huhn, das dem Belagerer über die Mauer zugevorfen wird, „Schaut, wir haben noch zu essen, wir geben nicht auf!“
Eine gelungene Zusammenstellung!