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Coronapandemie: PCR-Test, Infektion, Erkrankung

Dtsch Arztebl 2020; 117(48): A-2356 / B-1984
Scheurle, Hans Jürgen
Im Umgang mit der Pandemie geht es vielen eher um das Aufdecken von Fehlern und
Schuldzuweisungen als um konstruktive Lösungen (DÄ 45/2020: „Schuld-
Verschiebebahnhöfe“ von Egbert Maibach-Nagel).

In Nachrichten und Medien wird die Zahl positiv PCR-Getesteter als
„neue Coronafälle“ oder „Neuinfektionen“ bezeichnet. Bedeutet ihr
Ansteigen eine besondere Gefahr? Nein! PCR-Tests sagen weder et-
was darüber aus, ob ein Mensch krank noch ob er infektiös ist, d. h.
andere mit COVID-19 anstecken kann. Sie stützen allein die Diagnos-
tik bei bereits bestehender Erkrankung. Da ein positiver Test weder
gleich Infektion noch gleich Erkrankung ist, müsste es in den Medien
„positiv PCR-Getestete“ heißen. Angaben wie „20.000 neue
Coronafälle“ oder „Neuinfektionen“ sind falsch.
Laienpresse und Politiker setzen positive PCR-Tests mit Infektion
oder Krankheit gleich. Die drei Begriffe haben jedoch unterschiedli-
che medizinische Bedeutung. Über 80 % der positiv Getesteten sind
gesund und können ihrer Arbeit nachgehen. Über 15 % haben mitt-
lere Grippesymptome. 1–2 % sind schwerer krank oder
intensivpflichtig, Todesfälle bewegen sich je nach Quelle um 0,2 %.
Weil unklar ist, ob positiv Getestete ansteckend sind, bringt auch die
PCR-Nachverfolgung ihrer Kontaktpersonen keine echte Klärung. Ge-
genteilige Ansichten von Regierungsvertretern sind irrig, diesbezüg-
liche Maßnahmen sinnwidrig.
In der Medizin wird tunlichst vermieden, bei Gesunden nach Krank-
heiten zu fahnden, weil falsch positive Ergebnisse oft zu großer Ver-
unsicherung mit unnötig belastenden Folgemaßnahmen führen (s.
Früherkennung von Prostata-CA: „Überdiagnostik und Übertherapie“,
DÄ 6.11.20, S. A2172). Ein positiv getesteter Gesunder kann ergebnis-
los durchuntersucht werden – wird aber behandelt als ob er krank
wäre. Positiv Getestete werden zu Kranken erklärt, obwohl sie es
nicht sind.
Hier droht die große Gefahr: Die Coronakrise wäre nur der Anfang
einer Dauerkrise! Würde man z. B. alle Gesunden auf Influenza und
andere Infektionen untersuchen, wären dabei etliche (falsch) positivGetestete zu finden: Menschen, die weder wirklich krank noch anste-
ckend sind, aber bis zum Beweis des Gegenteils dazu erklärt werden.
Es gäbe keine Gesunden mehr, sondern nur noch Kranke.
Wir Ärzte sind verpflichtet, uns gegen unsinnige, schädliche Regie-
rungsmaßnahmen zu wenden und dem auf PCR-Tests gegründeten
Shutdown, der kulturellen Isolation und dem wirtschaftlichen Nie-
dergang zu begegnen. Begeht die Politik hier „zum Schutz der
Menschen“ sozialen Selbstmord – aus lauter Angst vor dem Tod?
Freiheit und soziale Gesundheit stehen hier einer staatlichen Über-
fürsorge entgegen, deren Folgeschäden kaum absehbar sind.
Dr. med. Hans Jürgen Scheurle, 79410 Badenweiler

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